Sonntag, 20. Januar 2013

Der Unsterbliche Alchemyst (Michael Scott)

(im Original: „The Alchemyst“; erster Band der Serie: „Die Geheimnisse des Nicholas Flamel“)
Der unsterbliche Alchemyst Nicholas Flamel, der als einzig (ehemals) Sterblicher das Geheimnis um den Stein der Weisen lüften konnte und in der Lage ist, das Lebenselixier zu brauen, betreibt in der heutigen Zeit unter dem Decknamen Nick Fleming ein Buchgeschäft in San Francisco.
Zumindest so lange, bis sein Erzrivale John Dee mit ein paar Golems bei ihm auftaucht und den Laden in Schutt und Asche legt, um Flamel sein Zauberbuch zu stehlen, was ihm auch gelingt. Nebenbei entführt der Fiesling auch gleich noch Nicholas‘ Ehefrau Perenelle.
Mitten im Geschehen befindet sich ein 15-jähriges Geschwisterpaar, Josh und Sophie. Könnte es sich bei den beiden um die Zwillinge aus einer alten Prophezeiung handeln?
Flamel und die zwei Teenager versuchen alles, um das Buch wieder zu erlangen, denn ohne das Lebenselexier werden der Alchemyst und seine Frau rapide altern und sterben.




Selten musste ich mich so zwingen, ein Buch zu Ende zu lesen, wie dieses.
 Michael Scott zeigt uns mit seiner Geschichte ein Best-of bekannter Mythen und Sagen-Kreise, von den Griechen und Kelten bis zu nordischen Völkern. Nur blöd, dass das so wirkt, als hätte er keine eigenen Ideen gehabt und darum das Aufregendste aus allen Götter-Konzepten in einen Topf geworfen, das Ganze mit einer Prise Schlampigkeit gewürzt und mit dem Kochlöffel der Vorhersehbarkeit kräftig umgerührt.

Warum ich das so sehe? Hier die einzelnen Schwachpunkte:

Von alten Sagenkreisen klauen ist im Grunde völlig okay. In Harry Potter oder Percy Jackson ist das auch so. Allerdings haben hier die Autoren noch genügend eigene Ideen, um der Geschichte ein frisches Flair zu geben und die Götter und Fabelwesen in einen neuen, ungewöhnlichen Kontext zu setzen. Das habe ich bei „Der Unsterbliche Alchemyst“ vermisst.

Da der Roman zu Urban Fantasy gehört, ist Modernität in der Schreibweise und dem Setting natürlich völlig legitim. Oft zieht der Autor hier aber Vergleiche mit anderen Büchern, Fernsehserien oder Bands, die im Realen existieren. Mich reißt das immer ein Stück weit aus der fiktiven Welt, die in dem Buch geschaffen wird, heraus. Außerdem finde ich, dass nicht alle erwähnten Referenzen als allgemein bekannt angenommen werden dürfen. Wie zum Beispiel in folgender Stelle:
„Fleming war anders. Als Josh Bart Simpson zitiert hatte, konterte Fleming mit Groucho Marx. Dann ging er noch einen Schritt weiter und machte Josh mit den Filmen der Marx Brothers bekannt. […] Durch Josh lernte Nick Green Day kennen, Lamb und Dido. Fleming empfahl ihm Genesis und Pink Floyd. Als Josh ihm auf seinem iPod Ambient- und Trance-Musik vorspielte, lieh Fleming ihm CDs von Mike Oldfield und Brian Eno.“

Außerdem war es manchmal seltsam, welche Dinge Josh und Sophie bekannt sind und welche nicht. So wissen sie beide natürlich wer „Gollum“ ist, aber das Wort „Golem“ haben sie noch nie gehört.

Auch die Handlungen der Protagonisten sind oft völlig unrealistisch und fehl am Platz: Als sie in einem Auto von einer Vogelarmee angegriffen werden, kurbelt Josh das Wagenfenster herunter. Nachdem er gerade fast von Steingolems und einem Zauberer umgebracht worden wäre, schaltet er den Laptop an und schaut auf die Wikipedia-Seite über „Nicholas Flamel“. Als sie sich im Reich der Göttin der drei Gesichter befinden, beklagen sie sich natürlich darüber, dass es keinen Handyempfang gibt…
Die Liste könnte noch ewig so weiter gehen.
Doch, was mich am meisten stutzig gemacht hat: Warum kann Flamel die Lebensformel nach über 500 Jahren Anwendung noch immer nicht auswendig?!

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass manche Grundideen eigentlich nicht so schlecht sind, jedoch durch die schlechte Umsetzung und häufig unlogischen Handlungen der Charaktere zunichte gemacht werden. Mein Tipp: Spart euch die Zeit.

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