Sonntag, 3. Februar 2013

Wanderer, kommst du nach Spa… (Heinrich Böll)

Der Krieg wirft einen Schatten auf alles, das er berührt. Er tötet, verletzt und traumatisiert nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten, Unschuldige und Kinder. Er bringt nichts anderes als Leid und Elend die auch noch lange nach seinem Ende andauern. Den Schrecken des Krieges kann der menschliche Geist niemals in seiner Gesamtheit erfassen und doch muss alles dagegen getan werden, dass seine Gräuel in Vergessenheit geraten.

Dafür zu sorgen, dass dies nicht geschieht, hat sich Heinrich Böll zur Aufgabe gemacht. In diesem dünnen Band sind Kurzgeschichten, die er von 1947 bis 1950 verfasst hat, zusammen getragen und bilden ein Paradebeispiel der Trümmer- und Nachkriegsliteratur.
Der Stil ist realistisch-nüchtern und gerade in dieser einfachen Klarheit wirkt das Erzählte besonders grausam und erschütternd.




In den Erzählungen arbeitet Böll aus unterschiedlichsten Perspektiven den Schrecken des Krieges auf.
Geschichten, die während des Krieges spielen sind oft aus Sicht von Soldaten geschrieben. Sie warten auf eine Schlacht, sitzen im Schützengraben, liegen verwundet im Lazarett, können nicht aus ihrer Situation entkommen, fürchten sich.
In den Szenen, die nach dem Krieg beschrieben werden, sind die Protagonisten einsam, verbittert, ausgezehrt. Überall um sie herum ist Zerstörung und sie wissen nicht, wie sie wieder in der Gesellschaft Fuß fassen sollen.

Eine der berührensten Erzählungen des Buches, verleiht diesem gleichzeitig seinen Titel.
In „Wanderer, kommst du nach Spa…“ kommt ein junger verwundeter Soldat in ein Notkrankenzimmer, das im Zeichensaal eines Gymnasiums aufgeschlagen worden ist und möchte nicht glauben, dass dies seine Schule ist, die er erst drei Monate zuvor verlassen hat.
„Alles das, dachte ich, ist kein Beweis. Letzten Endes gibt es in jedem Gymnasium einen Zeichensaal, Gänge, in denen krumme, alte Kleiderhaken in grün- und gelbgestrichene Wände eingelassen sind; letzten Endes ist es kein Beweis, dass ich in meiner Schule bin, wenn die Medea zwischen VI a und VI b hängt und Nietzsches Schnurrbart zwischen O I a und O I b. Gewiss gibt es eine Vorschrift, die besagt, dass er da hängen muss. Hausordnung für humanistische Gymnasien in Preußen: Medea zwischen VI a und VI b“

Die Geschichte bringt einem die grausame Sinnlosigkeit und Absurdität des Krieges ergreifend näher.

Heinrich Bölls Werke sind nun mal ein Stück deutsche Literaturgeschichte, das es verdient gelesen zu werden. Entspannende Abendlektüre sieht aber anders aus.
Für meinen Geschmack war „Wanderer kommst du nach Spa…“ zu trostlos und bedrückend, darum soll dieses Buch in meinem Blog exemplarisch für alle Werke Bölls stehen, die eine für alle Generationen bedeutende Botschaft verbreiten:
Es gibt nichts wichtigeres als den Frieden!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen